Wer ein Werk schafft – sei es ein Text, ein Foto, ein Musikstück oder ein Video – ist automatisch dessen Urheber und genießt Schutz durch das Urheberrecht. Dieses gibt dem Schöpfer weitreichende Kontrolle darüber, wie sein Werk genutzt werden darf. Doch diese Kontrolle kann auch zur Barriere werden: Klassische Lizenzmodelle sind oft komplex, restriktiv oder unflexibel – gerade wenn es darum geht, Inhalte zur freien Nutzung bereitzustellen, ohne die eigenen Rechte vollständig aufzugeben.
Vor allem im digitalen Zeitalter, in dem Inhalte rasant geteilt, weiterverwendet und remixt werden, wächst das Bedürfnis nach rechtssicheren, transparenten und flexiblen Lizenzmodellen. Genau hier setzt das Creative Commons-Modell an.
Die Creative Commons (CC)-Lizenz ist ein weit verbreitetes Lizenzmodell, das es Urhebern ermöglicht, ihre Werke der Öffentlichkeit zur Nutzung bereitzustellen – unter bestimmten Bedingungen. Sie wurde 2001 in den USA von einer Gruppe von Juristen und Aktivisten um Lawrence Lessig ins Leben gerufen. Ziel war es, dem restriktiven Urheberrecht eine flexible, kreative Alternative gegenüberzustellen. Heute ist Creative Commons ein globales Projekt, das Millionen von Inhalten – Texte, Bilder, Musik, Videos und mehr – eine rechtssichere Nutzung erlaubt.
Warum Creative Commons?
Creative Common ist keine einzelne Lizenz, sondern ein System modularer Lizenzen, das es Urhebern ermöglicht, ihre Werke unter klaren Bedingungen zur Nutzung freizugeben – ohne juristische Hürden, aber mit rechtlicher Absicherung. Es stellt sich als praxistaugliche Alterenative zum „Alle Rechte vorbehalten“-Prinzip des klassischen Urheberrechts auf.
Mittlerweile ist Creative Commons das weltweit am weitesten verbreitete System für offene Lizenzen: Ende 2023 waren schätzungsweise über 2,5 Milliarden Werke unter einer CC-Lizenz veröffentlicht. Plattformen wie Wikipedia, YouTube, Flickr, DeviantArt oder SoundCloud ermöglichen oder fördern gezielt die Nutzung von CC-Lizenzen.
Creative Commons vereinfacht nicht nur die rechtliche Nutzung von Inhalten, sondern fördert auch eine Kultur des Teilens und der kollaborativen Kreativität – ohne dass der Urheber sämtliche Rechte am Werk abtritt. Das ist nicht nur für die Kunst, sondern auch für Bildung, Wissenschaft und Technik nützlich.
Die vier Grundbausteine
Die verschiedenen CC-Lizenzen setzen sich aus vier grundlegenden Modulen zusammen, die beliebig kombiniert werden können:
- BY – Namensnennung (Attribution)
Nutzer müssen den Urheber des Werkes in der von ihm gewünschten Weise nennen. Dies ist der grundlegende Baustein jeder CC-Lizenz – er ist immer enthalten.
- NC – Nicht-kommerziell (NonCommercial)
Die Nutzung ist nur für nicht-kommerzielle Zwecke erlaubt. Was „kommerziell“ genau bedeutet, kann im Einzelfall variieren, wird aber in der Regel als Nutzung mit Gewinnerzielungsabsicht verstanden.
- ND – Keine Bearbeitung (NoDerivatives)
Das Werk darf nicht verändert oder in bearbeiteter Form weiterverbreitet werden. Änderungen von Größe, Format oder Dateityp gelten nicht als „Bearbeitung“ im Sinne der Lizenz.
- SA – Weitergabe unter gleichen Bedingungen (ShareAlike)
Bearbeitete Versionen des Werkes müssen unter derselben Lizenz weitergegeben werden – eine Art „Copyleft“ für kreative Inhalte.
Die sechs Standardlizenzen
Aus der Kombination dieser Bausteine ergeben sich sechs klar definierte Lizenzvarianten:
- CC BY
Die offenste Lizenz: erlaubt jede Nutzung – auch kommerziell und mit Bearbeitung –, solange der Urheber genannt wird. - CC BY-SA
Wie CC BY, aber mit der Verpflichtung, abgeleitete Werke unter derselben Lizenz zu veröffentlichen. - CC BY-ND
Nutzung (auch kommerziell) ist erlaubt, jedoch nur in unveränderter Form und mit Namensnennung. - CC BY-NC
Bearbeitung und Weitergabe sind erlaubt, jedoch ausschließlich für nicht-kommerzielle Zwecke. - CC BY-NC-SA
Wie CC BY-NC, aber mit der Pflicht zur Weitergabe unter identischer Lizenz. - CC BY-NC-ND
Die restriktivste Lizenz: erlaubt nur nicht-kommerzielle Nutzung in unveränderter Form – mit Namensnennung.
Bedeutung und Vorteile
Creative Commons bietet zahlreiche Vorteile – sowohl für Urheber als auch für Nutzer:
Für Urheber:
- Klare, etablierte Lizenzoptionen, die ohne juristische Beratung anwendbar sind
- Weitreichende Bekanntheit der CC-Symbole sorgt für hohe Wiedererkennung und Vertrauen
- Vergrößerte Reichweite durch Nutzung auf bekannten Plattformen
- Möglichkeit, bestimmte Nutzungsrechte gezielt freizugeben, ohne komplett auf das Urheberrecht zu verzichten
Für Nutzer:
- Rechtssicherheit bei der Verwendung – durch transparente, standardisierte Regeln
- Schneller Zugang zu einer Vielzahl von Inhalten mit klar definierten Nutzungsmöglichkeiten
- Die Garantie, dass ein einmal unter CC veröffentlichtes Werk auch unter dieser Lizenz bleibt – CC-Lizenzen sind unwiderruflich
- Förderung einer offenen, kollaborativen Kultur – besonders relevant in Bildung, Forschung und der Kreativwirtschaft
Gerade im Bereich der Open Educational Resources (OER), der freien Wissenschaftskommunikation und im Kunstbereich sind CC-Lizenzen heute unverzichtbar geworden.
Creative Commons und Künstliche Intelligenz
Mit dem Aufkommen von KI-Systemen stellt sich die Frage, wie CC-Lizenzen im Zusammenhang mit maschineller Nutzung funktionieren – sowohl im Hinblick auf KI-generierte Inhalte als auch auf den Einsatz von CC-lizenzierten Werken für das Training von KI-Modellen.
Können KI-generierte Werke unter CC lizenziert werden?
Ja – aber nur, wenn ein Mensch als Urheber fungiert. In vielen Rechtssystemen sind KI-generierte Werke nichturheberrechtlich geschützt, es sei denn, sie wurden durch menschliche Steuerung oder kreative Entscheidung wesentlich mitgestaltet. Nur dann kann eine CC-Lizenz vergeben werden.
Kann man CC-lizenzierte Werke vom Training durch KI ausschließen?
Derzeit beinhalten CC-Lizenzen keine explizite Regelung, die das Training von KI-Modellen mit CC-Inhalten verbietet. Allerdings kann ein Urheber durch ergänzende Hinweise in den Lizenzbedingungen (z.B. in den „License Notices“) klarstellen, dass KI-Training ausgeschlossen wird. Solche Zusätze sind allerdings nicht verbindlich, sofern sie über die eigentliche Lizenz hinausgehen.
Plant Creative Commons Anpassungen für den KI-Kontext?
Creative Commons beobachtet die Entwicklung sehr genau. Es wird bereits an neuen rechtlichen Rahmenbedingungen gearbeitet, um den Einsatz von CC-Werken in KI-Systemen besser zu regeln – u.a. im Dialog mit Juristen, Plattformbetreibern und der Zivilgesellschaft.
Image via ChatGPT (KI-generiert)
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